Der (Indische) Kalmus (Acorus calamus) ist eine Sumpfpflanzenart aus der Gattung Kalmus (Acorus). Die Art wurde etwa im 16. Jahrhundert in Mitteleuropa eingebürgert.
Sein heute verbreiteter Name Kalmus mit den Varianten Kalmes und Kalmser, ist seit spätmittelhochdeutscher Zeit belegt als kalmus(z) und geht über lateinisch calamus auf griechisch ÎºÎ¬Î»Î±Î¼Î¿Ï (kálamos) ‚Halm, Rohr‘ zurück; denselben Ursprung haben verschiedne Bezeichnungen für schilfartige Gräser in den slavischen Sprachen wie russisch камÑÑ (kamyÅ¡) ‚Simse’. Ebenfalls davon abgeleitet ist das Wort Karamell. Weitere, zum Teil nur noch selten anzutreffende deutsche Namen sind: Kaninchen- oder Karremanswurz(el) (volksetymologische Umdeutungen zu Kalmuswurzel), Schwertheu (nach der Blattform), Magenbrand oder Magenwurz (Verwendung als Heilpflanze; daraus wohl verschrieben Nagenwurz), Ackerwurz (aus lat. acorus, mit Angleichung an deutsch Acker), Würtzriedt oder Gewürzkalmus (Ãbersetzungen von Calamo aromatico), Rotting und vereinzelt Zehrwurz (sonst Arum maculatum). Verbreitung Die Heimat des Kalmus ist das südöstliche Asien; die Art ist aber mittlerweile in Mittel- und Osteuropa bis Ostsibirien, in Ãgypten und auch Nordamerika eingebürgert. In Europa siedelte sich der Kalmus Ende des 16. Jahrhunderts an.Kalmus zählt zu den Röhrichtpflanzen. Er besiedelt insbesondere in Marschland die Uferzonen nährstoffreicher, stehender und langsamflieÃender, sonnenwarmer Gewässer. Die Art ist von der planaren bis zur montanen Höhenstufe anzutreffen. Beschreibung Es handelt sich um eine mehrjährige krautige Pflanze, die eine Wuchshöhe von 60 bis 100 cm (seltener bis 120 cm) erreicht. Sie besitzt ein etwa daumenstarkes, aromatisch riechendes Rhizom. Der Stängel ist dreikantig und zweizeilig beblättert. Kalmus weist unifaziale schwertförmige Laubblätter auf und erinnert in seiner Gestalt an Iris. Jedoch sind seine Blätter im Gegensatz zu diesen frisch gelbgrün gefärbt. Am Rand sind sie an manchen Stellen typischerweise stark gewellt. Es sieht so aus, als ob der Blütenstand seitlich stehen würde; es ist ein 4 bis 10 cm langer, grünlicher bis rötlicher Kolben; die Spatha bildet die scheinbare Verlängerung des Stängels. Die zwittrigen Blüten sind unscheinbar, dreizählig und pentazyklisch, bestehen also aus fünf Blütenblattkreisen. Die gelblich-grünen Blütenhüllblätter sind gleichgestaltet (Tepalen); sie sind kapuzenförmig und kürzer als 1 mm. Die Blütezeit ist von Juni bis Juli. Früchte reifen in Mitteleuropa nicht; die Vermehrung erfolgt hier ausschlieÃlich vegetativ über das Wachstum der Wurzelstöcke. Die fleischige Wurzel riecht kampferartig und enthält etwa 1,5-5 % ätherisches Ãl. Der Chromosomensatz ist triploid vorhanden. Inhaltsstoffe Die Blätter enthalten bis zu 20 % Stärke, hinzu kommen 1,5-3,5 % Ãtherisches Ãl, unter anderem Asaron und Eugenol, sowie verschiedene Gerb- und Bitterstoffe, unter anderem Acoron. Verwendung Vom Kalmus wird der Wurzelstock (Calami rhizoma) verwendet, der im September bis Oktober geerntet wird. Aus den Rhizomen wird das Kalmusöl gewonnen, das in der Heilkunde und bei der Parfüm- und Likörherstellung (hier hauptsächlich für Magenbitter) verwendet wird. Kalmus gilt als kräftigend und appetitanregend. Wie der echte Ingwer kandiert, wird die Wurzel auch als „Deutscher Ingwer“ gegessen. Das Kauen der Wurzel kann leichte Halluzinationen verursachen. Verantwortlich hierfür sind die enthaltenen Asarone. Diese besitzen eine dem Meskalin ähnliche Struktur. Systematik Synonyme für Acorus calamus sind Calamus (aromaticus), Canna persidis, Ciparus, Acorus erus/legitimus/odoratus/vulgaris.Es werden folgende Varietäten unterschieden: var. calamus L. verbreitet in Eurasien. var. verus L.; tetraploide Form. var. angustatus Bess. verbreitet in Südostasien, Japan und Taiwan.
var. americanus (Raf.) Wulff wird meist als eigne Art Acorus americanus geführt. Quellen und Verweise [Bearbeiten]
Einzelnachweise Heinrich Marzell/Heinz Paul, Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen I, Leipzig 1943 (Köln 2000, Nachdruck), p. 110ff.; siehe dort auch weitere, mundartliche und ältere Bezeichnungen. Marzells Quellen: calamus (aromaticus), canna persidis, ciparus Hermann Fischer, Mittelalterliche Pflanzenkunde, München 1929, p. 257; acorus verus, acorus legitimus Caspar Bauhin, Pinax theatri botanici, sive Index in Theophrasti, Dioscoridis, Plinii et Botanicorum qui a saeculo scripserunt opera etc., Basileae 1671, p. 34; kalmus(z) Hortus Sanitatis, germanice, Mainz (Peter Schöffer) 1485, p. 127 &c.; Kalmes J./W. Grimm, Deutsches Wörterbuch V, 1873, p. 73 &c.; Kalmser, Gewürzkalmus, Nagenwurz, Magenbrand, Zehrwurz Friedrich Holl, Wörterbuch deutscher Planzennamen, Erfurt 1833, p. 184; Kaninchenwurz, Karremanswurzel Georg Arends, Volkstümliche Namen der Arzneimittel, Drogen, Heilkräuter und Chemikalien: Eine Sammlung der im Volksmunde gebräuchlichen Benennungen und Handelsbezeichnungen, 11. Aufl. Berlin 1930, p. 140f.; Schwertheu P. A. Nemnich, Allgemeines Polyglotten-Lexikon der Naturgeschichte I, Hamburg/Halle (Leipzig) 1793, p. 35; Magenwurz Heinr. Gottfr. Graf v. Mattuschka, Flora Silesiaca oder Verzeichnis der in Schlesien wildwachsenden Pflanzen I, Breslau/Leipzig 1776, p. 305; Ackerwurz, Würtzriedt Jacobus Theodorus Tabernaemontanus/Nicol. Braun, Neuw Kreuterbuch. Das ander Theyl, Frankfurt a. M. 1591, p. 327 &c.; Ackermann Thomas Pancovius/Barth. Zornn, Herbarium oder Kräuter- und Gewächs-Buch ..., Cölln an der Spree 1673, p. 10 &c.; Rotting Carl Jakob Durheim, Schweizerisches Pflanzenidiotikon. Ein Wörterbuch von Pflanzenbenennungen in den verschiedenen Mundarten der deutschen, französischen und italienischen Schweiz, Bern 1856, p. 4.
â Catalogue of Life: 2007 Annual Checklist, Acorus calamus Calamus aromaticus Garsault Literatur [Bearbeiten]Elfrune Wendelberger: Pflanzen der Feuchtgebiete - Gewässer, Moore, Auen, Büchergilde Gutenberg, München 1986, ISBN 3-7632-3265-6 (bzw. BLV-Verlag, ISBN 3-405-12967-2)
Anne